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PREISTRÄGER*INNEN DES KFFK N°16

Dies sind die Gewinner*innen der sech­zen­ten Aus­ga­be des KFFK/Kurzfilmfestivals Köln. Drei Jurys ver­ga­ben fünf Prei­se. Dazu wur­den sowohl im Deut­schen Wett­be­werb als auch im Köl­ner Fens­ter je ein Publi­kums­preis ver­ge­ben. Die Jury­be­grün­dun­gen sind hier zu sehen:

Deut­scher Wettbewerb

1. JURY­PREIS

3.500 EUR ver­ge­ben in Koope­ra­ti­on mit

Will My Par­ents Come To See Me (Regie: Mo Harawe)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Immer wie­der ist es die­se eine banal-zyni­sche Fra­ge, die dem jun­gen Soma­li­er gestellt wird, die in ihrer Bei­läu­fig­keit förm­lich durch den Film schnei­det: Wie geht es dir? Wie soll es einem jun­gen Men­schen gehen, der weiß, dass sein Leben mor­gen enden wird? Sein Blick ist abwe­send, eine Trance des Unaus­weich­li­chen. Er sagt, es gin­ge ihm gut. Ein Satz, so leer – so unend­lich leer.

Will my Par­ents Come To See Me von Mo Hara­we ist ein Film, in dem eine Welt ver­schwin­det. In unge­mein prä­zi­sen Bil­dern, die sich im Rhyth­mus einer Erwar­tung still­stel­len, bahnt sich der Tod an. Die Schlacht­bank ist bereits vor­be­rei­tet. Die Anschul­di­gung des Ter­ro­ris­mus fällt. Aber es ist nicht von Bedeu­tung. Der jun­ge Mann, um den es geht,  ist bereits ver­schwun­den, noch bevor er gestor­ben ist. Die Eltern, sie kom­men nicht, die Tür zum Besu­cher­raum bleibt geschlos­sen. Dafür kom­men die Tie­re, deren gleich­gül­ti­ger Blick kei­ne Spur von Trost bie­tet. Der Tod ist eine Uner­träg­lich­keit und die­sem Film gelingt eine Form­spra­che der Schwe­re, deren Bil­der nachhallen.

Deut­scher Wettbewerb

2. Jury­preis

Preis der Köl­ner Filmproduzent*innen, 2.600 EUR gestif­tet von

Sub­to­tals (Regie: Mohamm­adre­za Farzad)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Ein Leben als Pro­to­koll; ein Zwi­schen­er­geb­nis muss gezo­gen wer­den. Nicht ent­lang der Gefüh­le. Nein, ent­lang der Zah­len: Wie vie­le Küs­se hat man gege­ben? Wie vie­le erhal­ten? Was ist die Anzahl der Bezie­hun­gen, die man geführt hat? Die Nüch­tern­heit in Mohamm­adre­za Farzads fil­mi­schen Auto­por­trät blät­tert sich zu einer berüh­ren­den Sum­me auf, die an kei­ner Stel­le auf­geht, nicht auf­ge­hen kann. Es ist von Anfang an ein unmög­li­ches Unter­fan­gen. Wenn dann am Ende gar nur noch die Zah­len auf­tau­chen, das Gezähl­te aber unse­rer Vor­stel­lung über­las­sen wird, ent­steht die Offen­heit eines Lebens, die zu einer Fra­ge an jede Zuschaue­rin und jeden Zuschau­er wird: Was wür­dest du zählen?

Zugleich ist Sub­to­tals der Ver­such einer poli­ti­sche Poe­tik, die sich in der Span­nung zwi­schen den Wör­tern und Bil­dern auf­spreizt: Ein Bild vom Iran, von einem Land, das es so nicht mehr gibt – liegt hier in der Ver­gan­gen­heit eine Zukunft? Ist die Zukunft ein Leben, in dem man auch schei­tern darf? Mohamm­adre­za Farzads Film ist ein Geschenk der Wor­te, die von Bil­dern umspielt werden.

Deut­scher Wettbewerb

3. Jury­preis

Color­gra­ding (1 Stu­dio­tag) gestif­tet von

Unfer­ti­ges Land (Regie: Jona­than Schaller)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Es ist eine trau­ri­ge Iro­nie, dass die Sai­son­ar­bei­ter, denen der Film sei­nen Ort eröff­net, ihr Land ver­las­sen, dabei aber nie­mals ankom­men. Sie schuf­ten sich in einem Dazwi­schen ab, wäh­rend sie auf die­sen gleich­för­mi­gen Bau­stel­len unse­rer Häu­ser bau­en. Die­se Män­ner und Frau­en sind die moder­nen Skla­ven, Phan­to­me der Arbeit, von denen jeder zu wis­sen glaubt, dass es sie gibt, von deren Exis­tenz wir uns aber kaum einen Begriff machen.

Rumä­ni­en ver­las­sen, das bedeu­tet Fami­lie ver­las­sen, um dann Geld schi­cken zu kön­nen, hin­ein in die Ent­frem­dung und das Über­le­ben, dass am Ende der Rech­nung ein Rest ist, der nicht auf­ge­hen will. Wel­ches Geld, für wel­ches Leben?

Jona­than Schal­lers Unfer­ti­ges Land kommt sei­nen Figu­ren unglaub­lich nah, ohne sich jemals in mit­lei­di­gen Kitsch und psy­cho­lo­gisch-dra­ma­tur­gi­scher Ein­deu­tig­keit zu flüch­ten. Ein roher und gleich­sam zärt­li­cher Sozi­al­rea­lis­mus, der zeigt, was ist, und eine Spur in den Schmerz und die Ein­sam­keit die­ser Men­schen legt.

Vir­tu­al Rea­li­ty Wettbewerb

VR AWARD

500 EUR gestif­tet von

ON THE MOR­NING YOU WAKE (TO THE END OF THE WORLD) (Regie: Mike Brett, Ste­ve Jamison, Pierre Zan­d­ro­wicz, Arnaud Colinart)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Was wür­de man tun, wenn man wüss­te, dass einem selbst oder sei­nen Gelieb­ten unmit­tel­bar die Gefahr eines nuklea­ren Angriffs bevor­steht? Gibt es noch etwas zu tun? Der Film ist eine epi­sche Rekon­struk­ti­on eines wenig bekann­ten his­to­ri­schen Ereig­nis­ses: eine fal­sche nuklea­re Angriffs­war­nung, die am Sonn­tag­mor­gen, den 13. Janu­ar 2018, auf Hawaii (US) stattfand.

Der Film ent­fal­tet eine fas­zi­nie­ren­de und span­nen­de Geschich­te, wirft wich­ti­ge exis­ten­zi­el­le Fra­gen auf und sen­det eine kraft­vol­le Bot­schaft über die dro­hen­den Gefah­ren der nuklea­ren Ver­nich­tung, denen kein Ort der Erde, selbst der “Gar­ten Eden” — das tro­pi­sche Hawaii, ent­kom­men kann.

Die­ser Film wirft auch ein neu­es Licht auf den Wahn­sinn mili­tä­ri­scher Kon­flik­te, in deren Mit­te die Zivil­be­völ­ke­rung die Haupt­last der Zer­stö­rung trägt.

Das 42-minü­ti­ges Pro­jekt ist eine inspi­rie­ren­de und tech­nisch anspruchs­vol­le audio­vi­su­el­le Rei­se, die gescann­te Umge­bun­gen, Ori­gi­nal-Sprach­auf­nah­men und Film­ma­te­ri­al kombiniert.

Bei VR-Fil­men will das Publi­kum mehr erle­ben, als nur zuzu­schau­en. Im Gegen­satz zu bestehen­den VR-Fil­men mit fes­ter Per­spek­ti­ve ist die­ser Film so kon­zi­piert, dass sich das Publi­kum im Raum der Sze­ne bewe­gen kann, als wäre er real. Mit die­ser Erfah­rung wird das Publi­kum vom Zuschau­er zum Dar­stel­ler und kann die Ernst­haf­tig­keit von Atom­waf­fen stär­ker spü­ren. Die­se Arbeit erfüllt die Erwar­tun­gen an VR-Fil­me und ver­mit­telt die Absich­ten des Pro­jekts gut. Dar­über hin­aus war es eine klu­ge Wahl, die Cloud-Points des 3D-Scan­nens zu ver­wen­den, um die mensch­li­che Zivi­li­sa­ti­on aus­zu­drü­cken, die von Atom­waf­fen wie Pul­ver zer­klei­nert wer­den könnte.

Die gut ent­wi­ckel­te Dra­ma­tur­gie und der inno­va­ti­ve künst­le­ri­sche Stil mach­ten die­ses Pro­jekt zu einem Favo­ri­ten der Jurymitglieder.

Deut­scher Wett­be­werb & Köl­ner Fenster

WDR PREIS

Ankauf des Gewin­ner­films durch den WDR (in den ver­gan­ge­nen Jah­ren bis zu 5.000 EUR)

Kirsch­kno­chen (Regie: Evge­nia Gostrer)

JURY­BE­GRÜN­DUNG

Kirsch­kno­chen hat die WDR-Jury beein­druckt durch sei­ne prä­zi­se und dabei leich­te Schil­de­rung des Ver­hält­nis­ses der Ani­ma­ti­ons­künst­le­rin Evge­nia Gostrer zu ihren Eltern. Für die Erzäh­lung ihrer eige­nen Zuwan­de­rungs­ge­schich­te nutzt Evge­nia Gostrer in Kirsch­kno­chen eine Ani­ma­ti­on aus Kne­te in Ver­bin­dung mit rea­len Foto- und Film­auf­nah­men. Die leuch­tend trans­pa­ren­te Far­big­keit die­ser beson­de­ren Trick­film­tech­nik macht neu­gie­rig auf die zugrun­de­lie­gen­de Tech­nik. Evge­nia Gost­rers Bil­der wir­ken in ihrer Flä­chig­keit zugleich drei­di­men­sio­nal. Es ent­ste­hen Kon­tu­ren, die man mit den Fin­gern zu spü­ren meint. „Kirsch­kno­chen“ führt mit detail­rei­chen Bil­dern und leich­ter Hand zu sei­nem The­ma: Migra­ti­on. Evge­nia Gostrer ist 1996 als 14jährige mit ihren Eltern und einem Geschwis­ter als jüdi­scher Kon­tin­gent­flücht­ling aus der frü­he­ren Sowjet­uni­on nach Deutsch­land ein­ge­wan­dert. Ganz bei­läu­fig erzählt die Regis­seu­rin vom Ver­lust der Aus­drucks­fä­hig­keit durch den Ver­lust der Spra­che und den Brü­chen der Bio­gra­phien der Eltern, die sie für die Zukunft ihrer Kin­der in Kauf genom­men haben: frü­her Kar­dio­lo­ge und Bau­in­ge­nieu­rin, dann Kran­ken­pfle­ger und Büro­aus­hil­fe. Mit Dank­bar­keit, aber ohne jeden Pathos, schil­dert Evge­nia Gostrer, wie aus ihr eine Künst­le­rin wer­den konn­te, weil ihre Eltern ihr die Frei­heit ermög­lich­ten und lie­ßen. – Herz­li­chen Glück­wunsch, Evge­nia Gostrer!

Deut­scher Wettbewerb

PUBLI­KUMS­PREIS

600 EUR gestif­tet von

Zoon (Regie: Jona­tan Schwenk)

Köl­ner Fenster

PUBLI­KUMS­PREIS

Tech­nik­bei­stel­lung im Wert von 1.500 EUR gestif­tet von

Allen Zwei­feln zum Trotz (Regie: Lau­renz Otto)

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