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Wir haben den Spieß mal umge­dreht und mit choices, dem Kul­tur- und Kino­ma­ga­zin, über gro­ße Momen­te im Kino, Stär­ken und Schwä­chen der Köl­ner Kul­tur­sze­ne und selbst­ver­ständ­lich über unser Fes­ti­val gespro­chen. Pro­jekt­lei­ter Rüdi­ger Schmidt-Sodin­gen beant­wor­te­te unse­re Fragen. 

KFFK: Wie groß ist das choices-Team und die Film­re­dak­ti­on? Und war das Heft eigent­lich schon immer kostenlos?
Schmidt-Sodin­gen: Für choices arbei­ten gut 20 Autorin­nen und Autoren, die Film­re­dak­ti­on umfasst 10 Kri­ti­ke­rIn­nen. Das Heft wur­de 1989 vom kürz­lich ver­stor­be­nen Kino­ma­cher Heinz Holz­ap­fel, Peter Debü­ser, Stadt­gar­ten-Grün­der Rei­ner Mich­al­ke und Joa­chim Berndt gegrün­det. Und es war schon immer kos­ten­los! Es soll­te ja so etwas wie das Köl­ner Pen­dant zur New Yor­ker Vil­la­ge Voice sein, deren Innen­teil ja „choices“ heißt.

Über 45 kur­ze und lan­ge Film­kri­ti­ken in einer Aus­ga­be — von den gan­zen Kon­zert­kri­ti­ken und Vor­schau­en ganz zu schwei­gen. Wie bekommt ihr das eigent­lich gestemmt?
Die Film­starts wer­den von Jahr zu Jahr mehr – und damit wird es auch immer schwie­ri­ger, wirk­lich alle Fil­me zu spie­geln und zu bespre­chen. Wir geben da aber unser bes­tes. Und kurz vor Druck­ter­min wird es natür­lich oft hek­tisch, da eini­ge Fil­me plötz­lich doch noch in Köln star­ten, Film­an­zei­gen dazu kom­men oder ähnliches.

Ist die Kul­tur­sze­ne Kölns über­haupt so viel­fäl­tig, dass sie Monat für Monat über 60 Sei­ten fül­len kann?
Auf jeden Fall! Allein die Kino- und Thea­ter­sze­ne bie­tet so vie­le span­nen­de Ange­bo­te, dass man täg­lich zu fünf oder sechs Ter­mi­nen gehen könn­te. Köln war ja schon immer eine offe­ne Stadt. Es gibt also täg­lich auch vie­le Ange­bo­te jun­ger, neu­er Künst­ler, die sich hier auf klei­nen Büh­nen aus­pro­bie­ren oder ihre Fil­me vor­stel­len. Die­se Neu­gier auf Neu­es und Ande­res macht Köln zu einer ech­ten Kulturstadt.

Wo hat die Köl­ner Kul­tur­sze­ne denn Stär­ken und wo hat sie Schwächen?
Die Neu­gier und der unbe­ding­te Glau­be an die Kunst sind in der Köl­ner Sze­ne all­ge­gen­wär­tig. Und wir haben hier eine ein­zig­ar­ti­ge Viel­falt von Mache­rIn­nen und Betrei­be­rIn­nen. Schwä­chen sehe ich höchs­tens in der Außen­dar­stel­lung. Da macht man sich mit­un­ter klei­ner, als man ist. Oder man über­sieht eini­ges, was längst da ist. Ich wer­de bei­spiels­wei­se nie ver­ste­hen, war­um gute Ideen und ein­ge­führ­te Mar­ken nach Jah­ren ein­fach über Bord gewor­fen wer­den. Der Ein­sturz des Köl­ner Stadt­ar­chivs hat­te da viel Symbolisches.

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Rüdi­ger Schmidt-Sodingen

Bekommt man als Film­kri­ti­ke­rIN nicht nach eini­gen Jah­ren ein sehr moto­ri­sier­tes und abge­klär­tes Ver­hält­nis zum Medi­um Film? Wenn nein: Wie schafft es das Medi­um, immer und immer wie­der aufs Neue zu begeistern?
Ich glau­be, es hat viel mit dem Her­zen zu tun. Solan­ge man emp­find­sam bleibt, kann man sich einem Film gar nicht abge­klärt wid­men. Selbst die schlimms­te Main­stream­kla­mot­te kann eini­ge wun­der­ba­re Momen­te haben. Ich hal­te es da mit René Clair, der mal gesagt hat: „Fünf her­aus­ra­gen­de Minu­ten in einem 90-minü­ti­gen Film sind genug, um die Hoff­nung aufs ech­te Kino auf­recht zu erhalten.“

War­um habt ihr damals beschlos­sen im Rah­men unse­res Fes­ti­vals einen Preis zu vergeben?
Der Kurz­film lag uns schon immer am Her­zen. Von Beginn an hat­ten wir mit choices eige­ne Kurz­film­aben­de und glaub­ten an die Erneue­rung des Medi­ums Film durch den Nach­wuchs, der sich ja in Kurz­fil­men aus­pro­biert und nach neu­en Mög­lich­kei­ten sucht. Den Nach­wuchs zu bestär­ken, ihm Mut zu machen, ist ganz klar das Schöns­te, was man tun kann.

Wel­che Bedeu­tung hat die Köl­ner Kurz­film­sze­ne, etwa mit ihren Hoch­schul­pro­duk­tio­nen, für die Köl­ner Film­sze­ne insgesamt?
Die Kurz­film­sze­ne hat­te schon immer eine gro­ße Bedeu­tung für Köln und das Film- und Kino­ge­sche­hen. Vie­le gro­ße Regis­seu­rin­nen und Regis­seu­re haben hier in Köln gear­bei­tet oder hier ihre ers­ten Wer­ke vor­ge­stellt. Und natür­lich sind die KHM und die IFS wei­ter ein unglaub­li­cher Talen­te-Pool. Sie ver­ste­hen es zudem, die Wer­ke ihrer Stu­den­ten wirk­lich bekannt zu machen.

Hast Du, oder habt ihr unser Fes­ti­val schon mal besucht? Wenn, ja — gibt es eine schö­ne Anekdote?
Ich bin jedes Jahr beim Fes­ti­val dabei. Die schöns­ten Momen­te sind immer die, wo ein Film dich eis­kalt erwischt. Das heißt, das The­ma oder eine Sze­ne erzäh­len so viel vom wirk­li­chen Leben, das man völ­lig gebannt und begeis­tert ist. Und da merkt man dann, dass die Kunst der ein­zig mög­li­che, huma­ne Kampf für die Wahr­heit ist.

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